A.4. "Besser, dem gemeinen Volk anzugehören": zur Rolle des Chors in der senecanischen Tragödie

Authors

  • Thomas Gärtner Universität zu Köln, Institut für Altertumskunde

DOI:

https://doi.org/10.12697/sht.2003.4.A.4

Keywords:

Roman literature, tragedy, chorus, Seneca

Abstract

Eine systematische Untersuchung des Verhältnisses, in welchem die Chöre der echt senecanischen Tragödien zur jeweiligen dramatischen Handlung stehen, läßt zwei grundverschiedene Typen der Chorgestaltung erkennen: einerseits den unbeteiligt aus einer Position programmatisch gepriesenener Mittelmäßigkeit heraus das Unglück der hochgestellten Helden beobachtenden und analysierenden Chor, andererseits die konträre Spielform eines selbst am Leiden der Großen beteiligten und in der Bewältigung dieses Leidens absorbierten Chors. Beide Spielformen laufen Gefahr, verkannt zu werden in der modernen Forschung, die noch immer das philosophisch didaktische Element in Senecas Schrifttum auch in den Tragödien in den Mittelpunkt rückt. Die analytische Ausprägung, die immer wieder auf das Axiom rekurriert, alles Hochstehende sei gefährdet, wird mißverstanden in dem Sinne, daß Seneca durch die Äußerungen des Chors zeigen wolle, Macht und Größe führe automatisch zu Hybris und Korruption; die leidende Variante wird ebenfalls fehlgedeutet, indem das, was in Wirklichkeit philosophisch sublimierte Leidensbekundung des Chors ist, als philosophisches Theorem aufgefaßt wird, welches der "Dichterphilosoph" dem Chor zur Belehrung des Lesers in den Mund lege.

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Published

2010-12-26

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