Kas gnoosis on olemas?

Diskussioon gnoosise mõiste ja olemuse üle XX sajandi lõpu ja XXI sajandi alguse gnoosise-uurimises

Abstract

Jaan Lahe, Gibt es die Gnosis?
Obwohl die Frage nach der Definition der Gnosis in der Forschung seit dem 19. Jahrhundert ein zentrales Problem ist, fehlt es noch immer eine allgemein anerkannte Definition der Gnosis. In der Forschungsgeschichte hat man viele Gnosis-Definitionen formuliert. Die berühmtesten Definitionen stammen von Adolf von Harnack, Hans Leisegang und Hans Jonas. Die Definitionen von Leisegang („Gnosis ist Erkenntnis des Übersinnlichen”) und Jonas („Gnosis ist gleich mit der Geistigkeit der Spätantike’) haben nicht in der Forschung durchgesetzt, weil sie in ihrer Bedeutung zu breit sind. Die Definition von Adolf von Harnack (Gnosis ist eine „acute Verweltlichung resp. Hellenisierung des Christentums”) hängt aber von seiner Theorie über den Ursprung der Gnosis ab und wird brauchbar nur dann, wenn man diese Theorie anerkennt. Im 1966 fand in Messina (Italien) ein Kolloquium über den Ursprung der Gnosis statt, auf dem die neuen Gnosis-Definitionen formuliert wurden (die Gnosis als „ein Wissen um göttliche Geheimnisse, das einer Elite vorbehalten ist”, der Gnostizismus als eine Bezeichnung für die gnostischen Systeme des 2. und 3. Jahrhunderts), aber auch diese Definitionen haben in der Forschung nicht durchgesetzt.
Heute diskutiert man darüber, ob es berechtigt ist, eine große Zahl religiöser Strömungen, denen die Tradition verschiedene Namen zu schreibt und die auch inhaltlich verschieden waren, unter dem Sammelbegriff„Gnosis” zusammenzufassen. Der Autor dieses Aufsatzes stellt diese Diskussion dar und kommt zu dem Ergebniss, dass es trotz den Schwierigkeiten, mit denen jede Beschreibung der Gnosis verbunden ist, hinter der Vielfahlt gnostischer Systeme dennoch eine relative Einheit gibt und dass die Verwendung der „Gnosis” als Sammelbegriff deshalb berechtig sei.